German Council Magazin 04.2018 - page 72

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GCM 4/2018
GERMAN COUNCIL . ACADEMY
BÜNDELUNG VON EINZELHANDELS-
IMMOBILIEN ALS ZUKUNFTSKONZEPT
Eine aktuelle Studie, die in Kooperation mit dem German Council entstanden ist, liefert neue
Denkansätze, wie dem sogenannten »Trading Down« in den Innenstädten und Stadtteilzentren
beizukommen ist – und das Konzept des Shopping Centers auf die Highstreet übertragen werden
kann. Eine Plattform benachbarter Handelsimmobilien könnte Abhilfe schaffen
Kristof Dascher, Professor für Handelsimmobili-
en an der Universität Regensburg, hat in Koope-
ration mit dem German Council of Shopping
Centes (GCSC) in einer Studie untersucht, wie
das Betreibermodell der Shopping Center auf
Innenstädte oder Stadtteilzentren übertragen
werden könnte. Die Fragestellungen:
• Könnte durch ein gemeinsames Manage-
ment von mehreren Handelsimmobilien ein
Mehrwert für die Eigentümer geschaffen
werden?
• Ist diese Idee auch ein Ansatz, um die dar-
benden Innenstädte vor allem in Mittel- und
Kleinstädten wieder zu beleben?
Die Idee geht weit über das Konzept des Busi-
ness Improvement Districts (BID) hinaus und
legt das Management eines Ensembles aus Ein-
zelhandelsimmobilien in die Hand eines profes-
sionellen Betreibers, der dafür wesentliche
wirtschaftliche Risiken trägt – andererseit aber
auch vom wirtschaftlichen Erfolg profitiert. Die-
ses Modell könnte somit auch ein neues Betäti-
gungsfeld für unsere Branche darstellen.
Dascher präsentierte den Entwurf der gemeim-
sam mit seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter
Alexander Daminger erarbeiteten Studie beim
vergangenen Forum RAP im Juni in Hamburg
tion von Preisindizes auch für Nachbarschaften
von Einzelhandelsimmobilien mobilisieren, die in
Händen unterschiedlicher Eigentümer liegen.
Im Status Quo wählen die gezeigten fünf Ein-
zeleigentümer ihre Mieter aus dem gezeigten
Pool von sieben bereitstehenden Retailern R1,
R2 …, R7 aus. Für die möglichen fünf Anmie-
tungen stimmen sich die in der Innenstadt be-
nachbarten Immobilieneigentümer nicht ab
noch legen sie gemeinsam die Mieten fest.
Diese Vorgehensweise verhindert einen kom-
plementären Mietermix, die Attraktivität des
Quartiers nimmt ab, und es kommt zu Leer-
ständen.
Um die Interessen der Immobilieneigentümer
zu bündeln, gründen diese eine Plattform, ty-
pischerweise in der Rechtsform einer GbR oder
einer GmbH. Wichtigste Details des Gesell-
schaftsvertrages betreffen (i) die Verknüpfung
der Immobilie mit der Vergabe der Plattform-
rechte an einen Generalmieter/Manager sowie
(ii) das Design der Ausschüttungen. Hat sich
in seinen Grundzügen (GC-Magazin 03.2018,
Seite 72). Dr. Johannes Grooterhorst, Partner bei
Eversheds Sutherland (Germany) LLP, und Ste-
phan Austrup, Beauftragter GC Academy und
Head of Retail Germany, bei TH Real Estate, wol-
len mit diesem Beitrag die Studie etwas detail-
lierter vorstellen und die Fragen formulieren, die
sich aus dieser zunächst theoretischen Abhand-
lung für die mögliche Umsetzung dieses Konzep-
tes ergeben und die sicherlich Gegenstand einer
weiteren Untersuchung sein müssten.
Ausgangspunkt der Studie ist der nach wie vor
wachsende Anteil des Online-Verkaufs und die
dadurch hervorgerufene zunehmende Verödung
insbesondere der Zentren von Mittel- und Klein-
städten. Aber auch von der Großstadt Köln heißt
es: »Im Herzen der Alten Colonia … rafft der On-
line-Handel ein ganzes Einkaufsquartier mit sei-
ner gewachsen Vielfalt, Mischung, Exklusivität
und Tradition hinweg.« Darauf aufbauend formu-
liert die Studie ihre Prämisse, dass, bleibt eine
korrigierende Institution aus, der Nachteil der Be-
schädigung des städtischen Raums durch den be-
quemen Online-Einkauf dessen Vorteil zunichte
macht. Die nötige Resilienz soll eine »Plattform
benachbarter Handelsimmobilien« schaffen, die
drei Teilziele verfolgt: Sie will die Erfolgskompo-
nenten des Shopping Centers, die Vorzüge von
Auktionen und die Signal- und Informationsfunk-
Prof. Dr. Kristof Dascher
Visualisierung des von Dascher/Daminger entwickelten Modells
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