German Council Magazin 04.2018 - page 32

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GCM 4/2018
GERMAN COUNCIL . WANDEL
Herr Striebich, Sie sind dieses Jahr zur 16. Kon-
ferenz der Mall China Association in Zhuhai
zum Ende Ihrer GCSC-Vorstandszeit eingeladen
worden und gerade zurückgekommen. Welche
Entwicklungshilfe haben Sie dort geleistet?
Entwicklungshilfe? (lacht) Die chinesische Shop-
ping-Center-Branche benötigt keine Entwick-
lungshilfe. Es gibt dort sehr gute, sehr moder-
ne, sehr vorausschauend konzipierte Malls. Es
ist eher so, dass wir hier in Europa und insbe-
sondere in Deutschland auch einiges von den
Chinesen lernen können.
Beispielsweise?
Beispielsweise bei der Kundenbindung. Jedes
Center in China hat einen Club für seine Kun-
den. Über die Mitgliedskarte bekommen Sie
bei jedem Einkauf Punkte gut geschrieben, die
Sie bei einem späteren Besuch einlösen kön-
nen. Es funktioniert ein wenig wie die Bonus-
Shopping hat in chinesischen Centern einen sehr
hohen Erlebnisfaktor?
Richtig. Das zeigt sich auch im Foodbereich. Der
ist dort mit einem Flächenanteil von bis zu 40
Prozent wesentlich größer als in europäischen
Centern. Jedoch gibt es in China keine Food-
courts mit Schnellabfertigung. Stattdessen fin-
den Sie in jedem Center eine Fülle von Restau-
rants, die sich jeweils auf eine andere regionale
Küche spezialisiert haben: Kantonesisch, Sichu-
an, Jiangsu, Peking – es gibt in jedem Center qua-
si alle Geschmacksrichtungen.
Ist das reine Marketingstrategie oder auch kul-
turell bedingt?
Sowohl als auch. Chinesen sind keine Fast-
Food-Liebhaber. Sie wollen beim Essen sitzen
und sich dabei mit Verwandten oder Freunden
unterhalten. Center, die ihnen dies ermögli-
chen, binden Kunden wiederum enger an sich.
WAS WIR VON CHINA LERNEN KÖNNEN ...
Shopping Center im Reich der Mitte binden Kunden erfolgreich mit vielfältigen Incentive-
Programmen. Davon konnte sich Klaus Striebich auf der diesjährigen Konferenz der Mall China
Association überzeugen. Seine Quintessenz: Geht es um Kundenbindung, haben die Europäer
noch erheblichen Nachholbedarf
meilen-Programme der Fluggesellschaften. Zu-
dem werden regelmäßig spezielle Events für
Mitglieder veranstaltet. Das bindet diese Kun-
den eng an ihre Center. In diesem Punkt be-
steht bei uns eindeutig Nachholbedarf.
Das chinesische Amazon-Pendant Ali Baba mel-
det stetig steigende Umsätze. Chinesische Cen-
ter haben also auch mit dem E-Commerce-Wett-
bewerb zu ringen?
Eindeutig Ja. Fast jeder Chinese hat ein Smart-
phone oder ein Tablet und nutzt dieses auch, um
im Internet einzukaufen. Die Center reagieren
darauf mit interessanten Strategien. Beispielswei-
se ist es ihnen gelungen, durch die Beschränkung
der Besucherzahlen in einzelnen Geschäften den
Einkauf zu einem begehrten Erlebnis zu machen.
Sie finden in den Centern immer wieder Warte-
schlangen vor einzelnen Marken-Stores. Die Kun-
den warten darauf, dort einkaufen zu dürfen.
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