German Council Magazin 04.2018 - page 34


GCM 4/2018
GERMAN COUNCIL . WANDEL
Die Zahlen sind beeindruckend: Mit einer Ar-
beitslosenrate von nur 3,9 Prozent herrscht in
den USA quasi Vollbeschäftigung. Um 2,9 Pro-
zent wird die Wirtschaft
der Vereinigten Staaten
voraussichtlich in diesem
Jahr wachsen, prognosti-
ziert die OECD. Hingegen
lastet auf der Konjunktur
der Eurozone eine Er-
werbslosenquote von 8,2
Prozent und die im Früh-
jahr verkündete Wirt-
schaftswachstumsprogno-
se von 2,3 Prozent haben die Ökonomen der in
Paris ansässigen »Organisation für wirtschaftli-
che Zusammenarbeit« gerade einkassiert: »Un-
ter den großen europäischen Volkswirtschaften
ist für Deutschland, Frankreich, Italien und den
Euroraum insgesamt eine nachlassende Wachs-
tumsdynamik zu erwarten.«
hen. Von Januar bis Juli dieses Jahres haben al-
lein die zehn größten Geldhäuser der Vereinig-
ten Staaten einen Nachsteuergewinn von um-
gerechnet 69 Milliarden Euro erzielt – ein Plus
von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In Eu-
ropa hingegen kamen die zehn größten Banken
in diesem Zeitraum nur auf einen Nettogewinn
von knapp 26 Milliarden Euro, wobei den Groß-
teil davon die nicht in der Eurozone befindli-
chen britischen Banken einfuhren.
»Die Gewinnsituation der europäischen Banken
ist nach wie vor weit entfernt vom Vorkrisenni-
veau und immer noch nicht zufriedenstellend«,
sagt Dirk Müller-Tronnier, Partner und Finanzex-
perte bei der Wirtschaftsberatungsgesellschaft
EY, der jetzt in einer Studie die Situation der
Banken in Europa und den USA verglichen hat.
Die wichtigste Erkenntnis: »Seit 2012 sind die
Gewinne der amerikanischen Banken zum Ende
eines ersten Kalenderhalbjahres jeweils mindes-
tens doppelt so hoch wie die ihrer europäi-
schen Konkurrenten.« Der Grund für die erheb-
liche Differenz: Diesseits des Atlantiks belasten
»nach wie vor Abschreibungen für faule Kredi-
te, Restrukturierungs- und Rechtskosten die Bi-
lanzen«, sagt Müller-Tronnier.
EUROPÄISCHE »ZOMBIE-BANKEN«
Vor zehn Jahren erschüttert die Finanzkrise die Welt. Europas Wirtschaft leidet noch immer
unter den Nachwehen; die USA hingegen haben die Turbulenzen längst bewältigt – weil die
Regierung in Washington zu unkonventionellen Maßnahmen gegriffen hat
Zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise er-
scheint der Graben zwischen den Volksökono-
mien diesseits und jenseits des Atlantiks so tief
wie das Meer zwischen
den beiden Kontinenten.
Weil Amerikas Konjunktur
schnell wieder Tritt ge-
fasst hat, konnte die US-
Notenbank bereits Ende
2015 beginnen, die Leit-
zinsen wieder anzuheben
– bislang auf die aktuelle
Spanne zwischen 1,75 und
zwei Prozent. In der Euro-
zone hingegen sieht sich die Zentralbank weiter-
hin gezwungen, ihr Kernelement zur Steuerung
der Geldpolitik bei null Prozent zu halten.
Diese Gemengelage lässt US-Banken wieder vor
Kraft strotzen und versetzt sie in die Lage, die
Realwirtschaft mit günstigen Krediten zu verse-
© Stacy Walsh Rosenstock / Alamy Stock Photo
›Wir sagen den Spare-
rinnen und Sparern,
dass ihre Einlagen
sicher sind.‹
Bundeskanzlerin Angela Merkel
Lehman Brothers beantragt Insolvenzsicherung
©Wiktor Dabkowski – ZUMA Press, Inc. / Alamy Stock Photo
Frank-Walter Steinmeier und Angela Merkel
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