German Council Magazin 04.2017 - page 7

GCM 4/2017
GERMAN COUNCIL . Kompetenz
Sätze einwandfrei zu formulieren. Wer kompe-
tent ist im Sinne der letzteren Bedeutung des
Wortes, wäre in der Lage, auf höchstem Niveau
mit Ökonomen zu diskutieren. Beispielsweise,
ob sich John Maynard Keynes »Allgemeine The-
orie der Beschäftigung, des Zinses und des Gel-
des« mit den Vorstellungen von Joseph Alois
Schumpeters Nationalökonomie aus dessen
Opus »Kapitalismus, Sozialismus und Demokra-
tie« in Einklang bringen lässt. Derjenige könnte
sich anschließend aber ebenso problemlos mit
Fußballfans aus dem Prekariat über umstrittene
Elfmeter-Entscheidungen eines Unparteiischen
zoffen.
Intelligente Kompetenz schtzt
vor der Schnheitsfalle
Auch die Pädagogik wartet gleich mit mehreren
Bedeutungen auf. Da gibt es zum einen die De-
finition des einstigen Vize-Präsidenten der Max-
Planck-Gesellschaft, Franz Emanuel Weinert.
Ihm zufolge bedeutet Kompetenz »die bei Indi-
viduen verfügbaren oder durch sie erlernbaren
kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um
bestimmte Probleme zu lösen«. Hingegen defi-
nierte der Erziehungswissenschaftler Wolfgang
Klafki, maßgeblicher Gestalter der umfassen-
den Bildungsreform in den 1970er Jahren, Kom-
petenz als durch breite Allgemeinbildung ver-
mittelte Fähigkeit, »an gesellschaftlich-politi-
schen Verhältnissen zu partizipieren«.
In der beruflichen Bildung wiederum arbeiten Pä-
dagogen heute sogar mit vier Bedeutungen: Da
ist zunächst die »soziale Kompetenz« – die Fähig-
keit, mit anderen Menschen konfliktfrei zu kom-
munizieren. Als »fachliche Kompetenz« gelten
die zur Erledigung berufstypischer Aufgaben nö-
tigen Kenntnisse. Die »Methodenkompetenz«
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Johannes Rau
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